Dienstag, 10. September 2024

Das Sunflower Lanyard - kleines Zeichen mit großer Wirkung!


Seit seiner Einführung im Jahr 2016 in Großbritannien hat sich das Sunflower Lanyard als unverzichtbares Hilfsmittel für Menschen mit unsichtbaren Einschränkungen etabliert. Es handelt sich um ein Schlüsselband mit kleinen Sonnenblumen, das als dezentes Signal dient und Menschen mit Depressionen, Multipler Sklerose, Menopause, Myalgischer Enzephalomyelitis (ME), Autismus und anderen unsichtbaren Einschränkungen hilft, diskrete Unterstützung zu erhalten. Es wurde schnell von verschiedenen Einrichtungen wie Flughäfen, Bahnhöfen und öffentlichen Verkehrsmitteln angenommen, die damit zeigten, dass sie sich um ihre Kunden kümmern.

Das Lanyard kann man an Flughäfen oder auch an Bahnhöfen kostenfrei bekommen. 

Viele Patientenorganisationen kaufen eine größere Menge und geben sie kostenfrei an Patienten weiter. So geschieht das in Großbritannien schon lange, auch in anderen Ländern, die hier etwas engagierter unterwegs sind. In Deutschland braucht es wohl noch etwas, aber auch hier findet man es durchaus schon an Flughäfen oder Bahnhöfen und in öffentlichen Verkehrsmitteln.  Selbstverständlich kann man das Lanyard über die Online Shops selbst erwerben, alle Informationen zur Initiative gibt es hier: https://hdsunflower.com/

Patienten sind davon begeistert und begrüßen die Initiative, die 2016 in Großbritannien ihren Anfang nahm. Weil die einfache Idee wirkt. Und das ist wichtig. 

Warum das Sunflower Lanyard so wichtig ist

  1. Sichtbarkeit und Verständnis: Das Lanyard ermöglicht es Trägern, diskret auf ihre Bedürfnisse hinzuweisen. In Großbritannien ist man zunehmend sensibilisiert und erkennt die Bedeutung dieses kleinen, aber wirkungsvollen Symbols. Besonders an Orten wie Flughäfen oder Bahnhöfen, wo Menschen oft in stressige Situationen geraten, wird Unterstützung angeboten, wenn das Lanyard sichtbar ist. Mitarbeiter sind hier gut informiert. Am Flughafen in Berlin ist das Lanyard erhältlich, aber hier braucht es noch etwas mehr Wissen darüber. Das habe ich selbst erlebt als ich gefragt wurde, was das Lanyard sei. Und ich stieß auf großes Interesse. 

  2. Praktische Hilfe in kritischen Momenten: Wie ich selbst erlebt habe, kann das Lanyard einen entscheidenden Unterschied machen. Während einer schwierigen Situation an der Security am Flughafen wurde ich von einer freundlichen Dame zu einem abgelegeneren Check gebracht und konnte mich so in Ruhe sortieren und organisieren. Solche kleinen Gesten können für Menschen mit unsichtbaren Einschränkungen enorm wertvoll sein. Symptome wie Fatigue, langsames Gehen oder Schmerzen und auch Lärm und Chaos machen es oft schwer, sich in hektischen Situationen wie am Flughafen zurechtzufinden. Das Lanyard ermöglicht es, die notwendige Unterstützung zu erhalten.

  3. Empathie und Rücksichtnahme: In einer Welt, in der es Menschen gibt, die mit unsichtbaren Einschränkungen wie kognitiven Einschränkungen, Fatigue, mentalen Gesundheitsproblemen, Autismus oder ME leben, schafft das Lanyard Raum für Empathie. Zumindest sollte es das. Denn es erinnert daran, dass nicht alle Reisenden denselben Komfort haben, sich flüssig einem unendlichen Strom von Reisenden anzupassen und sich mit ihr fortzubewegen, sondern Unterstützung benötigen und dass kleine Gesten der Rücksicht daher eine große Wirkung haben können.

Kritik und Missverständnisse

Leider gibt es auch in Deutschland immer noch Diskussionen über das Lanyard, die oft von „wohlmeinenden“ Menschen angestoßen werden, die das Lanyard zum ersten Mal sehen und möglicherweise unbegründete Interpretationen anstellen. Einige äußern Bedenken, dass das Design des Lanyards Ähnlichkeiten mit Symboliken anderer Organisationen aufweist oder für Patienten zusätzliche politische Kritik hervorrufen könnte. Abgesehen davon, dass das Design seit 2016, entwickelt in UK, seine Erfolgsgeschichte zieht, kommt aber keine Idee, wie man es besser oder anders machen könnte. es ist schlicht Kritik. Konstruktive Vorschläge bleiben aus und ehrlich, never touch a running system. Dafür ist das Lanyard längst zu erfolgreich und das Team versucht ständig neue Partnerschaften zu finden, die helfen, diese Idee weiter zu verbreiten. 

Die Frage ist also, brauchen wir schon wieder einen deutschen Sonderweg, weil einige vielleicht kritisch Morgenluft wittern, wo keine ist? Können wir das Lanyard bitte einfach das sein lassen, was es ist? Ein Hilfsmittel, das seinen Zweck erfolgreich erfüllt. Gut, in Deutschland müssen wir daran arbeiten, aber es bahnt sich, gerade in den Patient Communities, die übrigens oft in den Diskussionen völlig untergehen, seinen Weg weiter. Und keiner fragt nach Ähnlichkeiten von Symbolen oder Kritik. Wir freuen uns, dass es da ist und nutzen es. Weil es hilft. Daher lenken die Diskussionen über Design oder andere technische Feinheiten schlicht vom Zweck des Lanyards ab.

Es ist wichtig zu betonen, dass Menschen mit Erkrankungen, auch bekannt als PatientInnen, durchaus in der Lage sind, für sich und ihre Interessen einzutreten. Bevor man sich also in einem paternalistischen Ansatz über das Lanyard auslässt, sollte der Dialog mit den betroffenen Personen gesucht werden. Die Realität ist, dass ich aufgrund meines Lanyards noch nie angegriffen wurde – im Gegenteil, es hat mir immer geholfen, die benötigte Unterstützung zu erhalten. Eher wird mir unterstellt, dass ich zu gut aussehe, als dass man mich als Person mit chronischer Erkrankung, nämlich MS, identifizieren könne. Ein Grund dafür, dass ich nicht wirklich oft von Mitmenschen gefragt werde, ob ich vielleicht Unterstützung brauche. Schon deshalb brauche ich an bestimmten Punkten das Lanyard, auch um darauf aufmerksam zu machen, dass ich eben mit Einschränkungen lebe, die vielleicht nicht sichtbar, aber für mich durchaus spürbar sind.

In Deutschland wird das Lanyard zwar zunehmend bekannter, aber es gibt noch viel Raum für mehr Sensibilisierung. Das Lanyard kann einen großen Unterschied für Menschen mit unsichtbaren Einschränkungen machen, indem es ihnen ermöglicht, in stressigen Situationen wie am Flughafen oder im öffentlichen Verkehr Unterstützung zu erhalten. Daher ist es wünschenswert, dass das Lanyard weiter verbreitet und bekannter gemacht wird, um ein größeres Bewusstsein für die Bedürfnisse der Träger zu schaffen und eine menschlichere Haltung gegenüber diesen Herausforderungen zu fördern.

Deshalb ... 

Das Sunflower Lanyard ist mehr als nur ein kleines Stück Stoff mit einem fröhlichen Muster. Es ist ein Symbol für Verständnis, Unterstützung, Menschlichkeit und Rücksichtnahme. Und ich finde es wichtig, diesen Gedanken in den Vordergrund zu stellen und den kritischen Diskussionen über Details und unbegründete Sorgen nicht die Bedeutung und den Nutzen dieses Lanyards nehmen zu lassen. Bevor man etwas für Menschen mit Erkrankungen diskutiert, sollte man sich nicht über deren Köpfe hinweg äußern, sondern sich einen Überblick über deren Gedanken verschaffen und mit ihnen diskutieren.


Birgit, die das Lanyard nächste Woche in Dänemark beim Ectrims 2024 nutzen wird! 


Text: Birgit Bauer

Bild: Birgit Bauer 

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