Sonntag, 13. Dezember 2020

Adventsgedanken zum 3. Advent - Zeit ... und Plätzchen mit hygge!

 


Es war vergangene Woche oder so. Die Hiobsbotschaft des Tages: Entweder werden Plätzchen rationiert oder es wird nochmal gebacken. Der Bestand war auf ein bedenklich geringes Level gesunken. 

An sich kein Thema, erst mal. Aber es kam die Frage auf, warum die Plätzchen so schnell so wenig waren. man könnte jetzt sagen, wir haben sie gegessen. Was im Prinzip auch stimmt. Aber in all den Jahren, in denen ich Plätzchen backe, kam das noch nie vor. Sie reichten immer bis zum neuen Jahr. 

Ich grübelte ein bisschen, während ich eines der fast letzten Plätzchen knabberte und kam drauf: Wir haben mehr Zeit. Vergangenes Jahr war ich traurig, ich war so viel unterwegs und hatte kaum Zeit überhaupt Plätzchen zu backen. Ich schaffte es aber und war zufrieden mit der Menge und dem Ergebnis. Als ich im Januar die Dosen alle wieder aufräumte und mich darüber freute, dass nur ganz wenige kleine Plätzchen übrig waren, notierte ich mir im Geiste, dass ich mir diesen Dezember mehr Zeit für Plätzchen nehmen wollte. Überhaupt mehr Zeit für Weihnachten und den Advent. 

Dass sich dieser Wunsch so krass erfüllen würde, hatte ich jetzt nicht gedacht und noch weniger, dass ich im Dezember 2020, genauer gesagt am 11. Dezember noch einmal Nachbacken würde, weil die Plätzchendosen bedenklich leer sein würden. 

Es ist wirklich alles anders und es fand sich auch die Begründung, die naheliegend wie einfach ist: Wir haben einfach mehr Zeit. Zeit für den täglichen Kaffee am Nachmittag, oder eine Tasse Tee am Abend. Mit Plätzchen versteht sich. Wir gehen im Moment fast täglich eine Abendrunde, vorher schaffen wir es nicht. Wegen der Zeit. Wir müssen arbeiten. Aber am Abend das Gehirn auszulüften finden wir großartig. Wir arbeiten an unserer Fitness, bewegen uns und ich schlage regelmäßig meine Smartwatch und ihre Challenges in Sachen Bewegung. 

Nichts ist besser, als nach Hause zu kommen, Zeit miteinander zu verbringen und eben ein Plätzchen zu essen. (Und ja wir wissen um die Kalorien und machen regelmäßig etwas, um sie wieder loszuwerden :-) ) 

Wir essen sie nicht haufenweise, aber es läppert sich. Und die Dosen leerten sich. Weil wir mehr Zeit haben. Miteinander. Zeit, die es gilt mit inzwischen lieb gewordenen Ritualen zu füllen. Wie eben die Tee oder den Kaffee, die angezündeten Kerzen auf dem Adventskranz in lauschiger Runde.

Wir haben Zeit. Und uns gefällt das. Zeit, die wir uns dafür nehmen, das, was wir im letzten Jahr versäumten, zu tun. 

Ich habe mich also am Freitag noch einmal aufgemacht. Teig gerührt, Plätzchen ausgestochen und die Vorräte aufgefüllt. Weil ich Zeit dafür hatte. Ich konnte sie mir einfach nehmen. Ohne, wie im letzten Jahr mit hektischen roten Flecken auf den Backen während des Ausstechens darüber nachzudenken, was noch auf meiner Arbeitsliste war. 

Trotzdem hielt ich an dem Ritual fest. Plätzchen backen gehört dazu, zum Advent und zu uns, zu unseren eigenen Familientraditionen und sie einfach sausen zu lassen? War auch nicht wirklich das, was ich wollte. Ich hänge an solchen Dingen. Sie gehören dazu. Seit Jahren. 

In diesem Jahr ist sowieso alles anders. Es hat mir Zeit gebracht. Zum Reflektieren, ich habe viele Prioritäten überdacht. Weil es mehr gibt als Arbeit, noch ein Webinar, eine Session oder ein Meeting. Ich hatte das ein bisschen vergessen und jetzt habe ich die Zeit, darüber nachzudenken und Dinge zu ändern. Damit bin ich offenbar nicht allein. Ich habe in den vergangenen Wochen viele Freunde online getroffen, die ähnlich denken und auch angefangen haben, Dinge in ihrem Leben zu überdenken. Sie zu ändern. Weil eben dafür Zeit ist. Und das ist gut so. Ich glaube immer, wir haben das auch gebraucht. Diese Bremse, die uns alle erst kurz vor der Wand zum Stehen brachte. 

Jetzt müssen wir uns die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, wie wir nicht doch noch gegen die Wand donnern. Und es ist der beste Zeitpunkt dafür festzulegen, was wir dieses Jahr im Advent und zu Weihnachten noch brauchen. Oder auch nicht. 


Heute, am 3. Advent werde ich mir, auch wenn es fürchterlich grau und nebelig ist (seit Tagen haben wir die Sonne nicht gesehen) mit dem Herzblatt die Zeit für einen längeren Sonntagsspaziergang nehmen, ich werde meine Socken weiter stricken, vor einigen Tagen stellte ich nämlich fest, dass meine Sammlung an handgestrickten Socken recht klein geworden ist, also nahm ich mir die Zeit, mir Wolle aus meinem Vorrat zu suchen und fing an Socken zu stricken. Ich werde am Abend Pasta kochen und nach dem Spaziergang meine Tasse Earl Grey trinken, mit Herzblatt. 

Und Plätzchen. Weil wir jetzt wieder aufgefüllte Dosen haben und die Zeit, das, was ich hergestellt habe, zu genießen. Es sind diese hyggeligen Momente, die uns jetzt gut tun und die wir eigentlich auch brauchen.

Was macht ihr zur Zeit? 

Einen schönen dritten Advent! 

Birgit 


Text: Birgit Bauer 

Bilder: Pexels.com 

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